Bei mir kommen zwei Punkte zusammen, die in der Kombination wirklich gefährlich sind:

  1. Ich fotografiere gerne
  2. Ich liebe Rucksäcke und Taschen

Das führt dazu, dass es für mich den perfekten Rucksack für alle Gelegenheiten eigentlich nicht gibt. Nun trat vor einiger Zeit Wandrd mit dem markigen Slogan „One bag, every lifestyle“ an, die eierlegende Wollmilchsau soll es also sein. Und das sein bei einem Produkt, bei dessen Namen man schon Probleme mit der Aussprache hat. Um also die wichtigste Frage zu klären, das Teil wird „Provoke“ ausgesprochen!

Ob der PRVKE wirklich hält, was er verspricht, soll dieser kleine Test- und Erfahrungsbericht zeigen.

Ein Nachteil fällt dem Käufer schon sehr schnell ins Auge: Viele der stylischen Produkte, sei es von Peak Design, die neue Dyota-Serie von F-Stop oder andere, rufen Preise auf, die schon sehr sehr schmerzhaft sind. Ja, verglichen mit dem Wert der Ausrüstung, welche man im Rucksack transportiert, ist das alles noch harmlos, aber die Hersteller klassischer Rucksäcke wie Deuter, Osprey etc. liegen meistens Lichtjahre unter den Preisen, welche hier aufgerufen werden.
Akzeptiert man einmal den Preis, kommt direkt die nächste Frage: Nimmt man das kleine oder große Modell? Da ich schon einen F-Stop Loka habe, der für die Fuji-Ausrüstung mehr als genug Platz bietet und ich dank APS-C nicht mehr so viel und große Ausrüstung transportieren muss, ist es der PRVKE 21 geworden.
Punkte, die ganz klar für den PRVKE sprechen:

  • Klare Trennung zwischen Fotofach und Daypack
  • Flexibles Konzept mit herausnehmbaren Fotofach
  • Zugriff über das Rückenpolster und eine seitliche Öffnung für die Kamera
  • Flaschenhalter an der Seite
  • Fach für Notebook und Tablet
  • Last but not least: Hübsch isser auch, finde ich zumindest

Mit dem PRVKE21 in Italien

Der erste Eindruck

Nun liegt er vor mir, der PRVKE 21 mit Fotobundle in Wasatch Green. Wäre jetzt nicht unbedingt mein primärer Farbwunsch gewesen, aber in der Realität gefällt es mir schon sehr gut. Die Kombination aus Cordura und Tarpaulin, welches an klassische LKW-Plane erinnert, ist schon sehr hübsch. Aufgrund der Konstruktion fällt er auch nicht zusammen.
Für meinen Zweck, nämlich als Fotorucksack mit Daypack, ist das Fotobundle der Pflichtkauf, enthalten ist nämlich der passende Fotoeinsatz, die zusätzlichen Gurte zur Befestigung von Ausrüstung außen am Rucksack (bspw. ein Stativ), die Regenhülle und die Hüftgurte. Letztere habe ich noch nicht einmal benutzt, aber dazu später mehr.
Das vordere Fach ist sehr flach und ohne große Einteilung. Wunderbar für einen Reiseführer, ne Karte, oder auch mal eine leichte Jacke, mehr will man dort nicht verpacken.
An den Seiten findet man zum einen das erweiterbare Fach für eine Trinkflasche. Was ist das klassische Kriterium für ein solches Fach? Ganz klar: Passt eine Nalgene 1l-Flasche rein? Die Frage ist mit Jein zu beantworten. Mit viel gequetsche geht es, schön ist es aber nicht. Also wäre ich eher bei Trinkflaschen, die etwas schlanker ausfallen, dann ist es gar kein Problem.
Auf der anderen Seite findet man den Zugriff zum Kamerafach, um direkt die Kamera entnehmen zu können. Worüber man sich bei der Konstruktion im Klaren sein muss: Mehr als die Kamera mit angeschlossenem Objektiv kann man so nicht wirklich erreichen. Klar, man kann noch einen Klettverschluss der Trennstege lösen, aber praktikabel ist das nicht.

Der aufgeklappte PRVKE. Gut zu sehen sind die dünnen Stege des Fotofachs. Hier übrigens untergebracht sind eine Fuji X-Pro2 mit 23mm 1.4, das 10-24, 35 1.4, 56 1.2, Samyang 8mm und die Reserveakkus.


Will man das Objektiv wechseln, dann nimmt man den Rusack sinnvollerweise ab und öffnet ihn über den Reißverschluss am Rückenpolster. Genau so erfolgt auch der Zugriff auf das Notebook- und Tabletfach. Letzte sind gut gepolstert und ich transportiere dort mein iPad Pro und das MacBook Pro 13″ ohne weiteren Schutz, das passt für mich also alles soweit.
In das Daypackfach passt alles mögliche. Dank des Rollverschlusses ist es flexibel erweiterbar, kommt also im Laufe des Tages eine Jacke dazu, ist das überhaupt kein Problem. An den Inhalt kommt man auf zwei Wegen, entweder über das Rückenpolster, oder über den Rollverschluss. Funktioniert beides gut, ist reine Geschmackssache.
Es gibt dazwischen noch ein kleines Fach, welches weich ausgepolstert ist und problemlos zum Beispiel ein Smartphone aufnimmt.
Dann ist da noch ein kleines Fach an der Seite, welches einen befestigten Karabiner enthält. Die klassische Anwendung wäre, hier den Haustürschlüssel sicher unter zu bringen. Alternativ, und so mache ich es, habe ich dort ein kleines Täschchen für meine Speicherkarten untergebracht.

Rückenpolster mit dem Fach im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Schlaufen auf den Schultergurten können zur Befestigung von Zubehör dienen.


Und zu guter Letzt: Das Rückenpolster beinhaltet ein Fach, welches sich auf Höhe der Lendenwirbelsäule befindet. Durch den Schutz vor fremdem Zugriff und aufgrund der Größe kann man hier wunderbar Ausweispapiere unterbringen. Zuviel sollte es natürlich nicht sein, damit hier nichts auf den Rücken durchdrückt.

Wie man sieht, zu wenig Features hat der PRVKE also definitiv nicht. Dafür ist gleichzeitig das Design relativ clean.

Bereit für New York!

Der Camera Cube

Für den Fotografen das zentrale Element ist sicherlich der Camera Cube. Hier hat sich aktuell etwas geändert, das alte Modell hatte nämlich relativ dünne Stege und die Stabilität war nicht besonders gut. Auf der anderen Seite bleibt so noch relativ viel vom ursprünglichen Volumen übrig. Insofern sehe ich diesen gar nicht so negativ, wie man meinen könnte. Wer allerdings einen besseren Schutz sucht und dabei weniger Stauraum verkraften kann.
Während der Original Camera Cube und der Essential Camera Cube „nur“ den unteren Bereich des PRVKE abdecken, gibt es für diejenigen, welche noch mehr Stauraum suchen, zwei weitere Lösungen: Einmal den Mini Camera Cube, welcher das Daypack-Fach ausfüllt und so mit den anderen Cubes kombiniert werden kann. Außerdem ist da noch der Pro Camera Cube, der den kompletten Rucksack belegt.
Völlig egal, für welchen Cube man sich entscheidet: Dank der zusätzlichen Optionen macht das Konzept nun wirklich Sinn und bringt einem einen wirklichen Mehrwert!

Für den Objektivwechsel nimmt man den PRVKE am sinnvollsten vom Rücken. Gut zu sehen: Das Daypackfach war gut gefüllt!

Die Praxis

Wie schlägt er sich nun im wahren Leben? Seinen ersten wirklichen Einsatz hatte der PRVKE auf einem kurzen Trip nach New York und zu den Niagara Fällen. Da ich ja noch die Leica Q2 zum Testen dabei hatte, kam diese in das Daypackfach, die Fuji hat es sich im Kamerafach bequem gemacht. Das war nie wirklich ein Problem und trotz deutlich über 20 km Strecke, die wir zu Fuß zurück gelegt haben, gab es überhaupt keine Probleme, auch nicht mit dem Rad oder bei der Nutzung der Subway.
Woran man sich gewöhnen muss ist, dass man die Kamera sozusagen auf den Kopf gedreht in das Fotofach legen muss, damit man diese passend über die seitliche Öffnung entnehmen kann. Außerdem fühlt es sich so an, als sei der Rucksack für Rechtshänder falsch herum gebaut. Ich tendiere zumindest eher zu einer spiegelverkehrten Anordnung des Flaschenhalters und des Kamerazugriffs. Das ist aber deutlich weniger dramatisch, als es jetzt klingt, es ist einfach ein wenig Gewöhnugnssache.
Aufgrund seiner Konstruktion ist das Rückenpolster nicht besonders gut belüftet. Für mich kein großer Deal, aber man sollte sich nicht darüber wundern.
Die Trageschlaufen beinhalten kleine Magnete, damit diese zusammen halten. Das funktioniert natürlich nur, solange das Daypack nicht allzu voll ist, weil es ansonsten mit den Schlaufen kollidiert. Besonders stark sind diese Magnete auch nicht, aber grundsätzlich funktioniert das schon sehr ordentlich.

Das kleine Fach an der Seite, für mich perfekt für das Mäppchen mit den Speicherkarten!


Am Flughafen gefiel mir der Rucksack echt gut. Dass er Handgepäck ist, stellt niemand in Frage, und auch das Handling in der Sicherheitskontrolle ist völlig problemlos. Dass ich grundsätzlich zum Wipe-Test muss, ist kein Problem des PRVKE, das passiert mir irgendwie ständig. Im Flieger passt der PRVKE natürlich problemlos ins Fach über einem, aber auch die üblicherweise voll belegten „Wochenendflieger“ wo fast jeder nur Handgepäck hat und das auch ausreizt, sind kein Problem, weil der Rucksack wunderbar unter den Vordersitz passt.
Die Schultergurte sind wirklich super bequem und sehr schön geformt, da kann ich überhaupt nicht meckern. Auf den Gurten sind noch jede Menge Schlaufen, um dort Ausrüstung zu befestigen. Bisher kam ich jedoch noch nicht in die Verlegenheit, dies irgendwie zu nutzen.

Wo Licht ist…

Wie oben schon geschrieben, gibt es den perfekten Rucksack meiner Meinung nach nicht. Das ist auch nicht schlimm, schließlich gibt es völlig verschiedene Anwendungsfälle, unterschiedliche Ausrüstung, und am Ende muss der Rucksack auch auf den eigenen Rücken passen. Was ist mir also negatives am PRVKE aufgefallen?
Ich habe etwas Bedenken wegen der Haltbarkeit. Zum einen aufgrund der Wickelkonstruktion, weil dort das Cordura direkt mit den Klettverschlüssen in Kontakt kommt. Ich kenne es von anderen Taschen, wo mit der Zeit das Cordura ausfranst und nicht mehr hübsch aussieht. Sicherlich primär ein kosmetischer Punkt, aber Optik ist ja durchaus ein Kriterium.
Außerdem sehe ich die Bestigung der Schultergurte als kritisch an. Bei den meisten Rucksäcken sind diese direkt am eigentlichen Packsack befestigt. Das ist beim PRVKE nicht der Fall, hier sind diese am Tragepolster befestigt, sodass das gesamte Gewicht des Rucksacks am Reißverschluss des Rückenpolsters zieht. Bisher kann ich keine wirklichen Probleme dadurch ausmachen, aber wie es auf Dauer aussieht, wird sich noch zeigen.
Auf der anderen Seite, WANDRD wirbt mit sehr großer Kulanz und gutem Kundenservice, insofern kann man sich dadurch möglicherweise beruhigen lassen.

Rollverschluss mit Klettverschlüssen

Wer sich die Konstruktion angesehen hat, wird sich vermutlich aufgrund des Tarpaulin und der verbauten wasserdichten Reißverschlüsse wundern, dass der PRVKE über eine Regenhülle verfügt. Wie ich bei einem typischen New Yorker Regenschauer feststellen durfte, macht die Hülle absolut Sinn. Während der untere Teil natürlich kein Problem mit Regen hat, saugt sich das Cordura im oberen Teil sofort voll mit Wasser. Hier hätte ich mir schon etwas mehr Schutz vor den Elementen gewünscht, was aus meiner Sicht mit einer entsprechenden Imprägnierung auch möglich gewesen wäre.
Viel mehr fällt mir auf der Minus-Seite auch schon gar nicht mehr ein.

Das Fazit: Nicht perfekt, aber toll!

Ich mag den PRVKE! Er macht genau das, was er soll, schlägt sich als alltäglicher Begleiter wirklich gut. Dabei ist es wirklich egal, ob es der Alltag zu Hause oder auf Reisen ist, er schlägt sich wirklich gut. Ob man bereit ist, soviel Geld für einen Rucksack auszugeben, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe es auf jeden Fall nicht bereut und mittlerweile hat mich der PRVKE als Carry-on nach New York und Sizilien begleitet, war mein einziges Gepäckstück für ein Wochenende in Berlin und war zuletzt auch im Kofferraum in Tirol und am Gardasee. Als nächstes stehen zwei zwei-tägige Dienstreise an, bei denen mich der PRVKE sicher auch begleiten darf!
Wenn Ihr auf der Suche nach einem flexiblen Alltagsbegleiter seid, dann schaut euch den PRVKE wirklich mal genauer an!

Noch ein Tipp für die Praxis: Für etwas mehr Ordnung im Daypack-Fach habe ich mir einen kleinen Packbeutel von Osprey geschnappt, welcher nur ein paar Gramm wiegt, aber Netzteile, Kabel, Powerbank, USB-Sticks, exterene SSD und sonstigen Kleinkram aufnehmen kann. Für mich eine einfache und gleichzeitig perfekte Lösung! Deutlich günstiger, leichter, und wenn nicht voll belegt auch kompakter als die kleine Tasche, welche WANDRD anbietet.

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